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Erlebnisse rund um meine Radtouren als Lektüre

„Halbzeit“ – TRANS-EUROPA-RADTOUR 2019

Auf der Spur der Weißstörche

Cabo de Sao Vicente (POR) – Gibraltar (UK) – Nordkapp (NOR)
01.05. – 30.09.2019 

ein erster Rückblick auf Teil I bis Düsseldorf (4.716 km)

Nun liegen bereits gut 4.700 km hinter mir, also knapp die Hälfte meiner Gesamtstrecke von ungefähr 10.000 km.

Mittlerweile in Deutschland eingetroffen, bin ich bereits in meinem 7. Staat und möchte Euch/Ihnen eine Zusammenfassung meiner Eindrücke und den groben Verlauf dieser einzigartigen Tour quer durch Europa schildern.

Beschränkt auf die Zahlenspiele, kann ich die Erlebnisse der vergangenen 9 Wochen selbst kaum glauben. Wahrscheinlich begreife ich erst lange nach Beendigung meiner bisher längsten Tour, was ich alles sehen und erleben durfte.

Das Schönste an dieser „Route der Freiheit“, ist das Feeling wirklich absolut ungebunden zu sein und den Faktor Zeit relativ in den Hintergrund rücken zu lassen. Ich werde in meinem Buch ausführlich über die Beweggründe und die Details, die kleinen Abenteuer, mache Panne, einzigartige Naturerlebnisse und den überwältigenden Reiz der internationalen Gastfreundschaft berichten

Bisher stehen 40.000 gefahrene Höhenmeter, mindestens 50 Prozent Gegenwind, 8 Gebirge, 25 Pässe und Scheitelpunkte, Wind in Sturmstärke mit bis zu 8 Beaufort, Temperaturen von minus 3,7 Grad bis 37 Grad Celsius zu buche, und das alles mit regelmäßigen Feuerwerken (Gewitter). Klangvolle Namen wie Pico de Veleta (Sierra Nevada), Port d´Envalira (Andorra), Gigant Mont Ventoux, Col du Glandon, Col de la Croix de Fer und Col de Madeleine zieren meinen Trip, der mich wegen des Gepäcks von bis zu 33 kg bei 35 Grad und 15 Prozent Steigung schon mal ein wenig langsamer werden ließ …

Genug der Statistik …

Nun geniessen mein Körper, insbesondere mein Rücken, die Seele und der Geist noch für ein paar Stunden den Luxus einer Wohnung mit DU/WC, fliesend sauberem Wasser, Strom in mannigfaltiger Ausführung und der Möglichkeit aufrecht stehen zu können.

Was immer mir auch im zweiten Teil (noch etwa 5.500 km) meiner Radtour widerfahren wird, sitzen die überwältigenden Eindrücke so tief in mir, dass mir alleine beim Verfassen dieser Zeilen immer wieder die Tränen der Begeisterung kommen. Einerseits brilliert unser relativ kleiner Kontinent mit atemberaubender Vielseitigkeit und Einzigartigkeit, großartigen Landschaften, aber auch mit pulsierendem Trubel im Bereich der zahlreichen großen Städte (Palma de Mallorca, Avignon, Marseille, Freiburg i. Brsg. etc.). Autostraßen sind Fluch und Segen zugleich, Nebenstraßen und die langsam entstehenden Radrouten mein Geheimtipp. Ob es die bekannte und gern besuchte portugiesische Algarve mit ihrem ganz eigenen Charme ist, oder die noch nicht komplett verschandelte spanische Costa de la Luz. Traumhafte Buchten und Strände Mallorcas, der Klimazonenwandel der großen Gebirge wie Sierra Nevada, Pyrenäen und Westalpen, die unterschiedlichsten Gerüche und Duftnoten der Landschaften und der Wandel von Vegetation und Klima im Verlaufe von mehreren Tausend Kilometern. Der betörende Duft von frischen Orangen- und Zitrusblüten, der extreme Ginsterduft, der Hauch frischer Pinienwälder oder der Geruch von saftigen Gebirgsalmen ist Motor genug, um dem Gestank millionenfacher Auspuffabgase zu entfleuchen. Das alles muss man selbst erlebt haben, um es wirklich zu begreifen. Ich kann es nur mit meinen Beschreibungen und meiner Bildsprache (später in der Multivisionsshow) versuchen, ansatzweise zu beschreiben.

Aber getreu einem alten chinesischen Sprichwort ist es nun einmal so: „einmal sehen ist besser als 1000x hören“

Freilich bin ich immer noch ein sportlich sehr ehrgeiziger und hochmotivierter Mensch, aber ich habe während dieser Tour dazugelernt und bewusst den Weg als oberstes Ziel definiert. Sogar Ruhetage (früher kannte ich keine) baute ich regelmäßig ein und nahm mir sehr viel Zeit für den Kontakt mit den Menschen. Diesen konnte ich während der Fahrt immer gut pflegen, die kulturellen Besuche wie Museen, Burgen etc. fielen leider aufgrund der Gepäckproblematik aus. Menschen der unterschiedlichsten Couleur mit imponierender Gastfreundschaft und uns Deutschen unbekannten Hilfsbereitschaft und länderübergreifenden Güte haben meine Frankreich-Erfahrungen des Jahres 2017 nochmals übertroffen.

Die Faszination über den Wandel von Naturraum und Kulturraum ist für mich so dermaßen beeindruckend und faszinierend, dass ich trotz aller Anforderungen gar nicht mehr aufhören möchte weiterzufahren. Man ist mit dem Radl langsam genug, um nichts zu verpassen, aber dennoch so schnell, dass man auch mal richtig Strecke machen kann (wenn der Wind einen gewähren lässt). Es fordert viel, aber gibt alles.

Auf der iberischen Halbinsel und weiten Teilen Frankreichs genoss ich den Status und entgegengebrachten Respekt gegenüber Radfahrern, den es in Deutschland nicht im Ansatz gibt. Einen vergleichbaren Stellenwert genießt in DE kein Radfahrer, dort ist man in der Regel geduldeter Asphalt-Abschaum.

Jeder, der es einmal geschafft hat, seinem Alltags-Hamsterrad zu entkommen und über den Tellerrand ins Ausland zu schauen und zwangsläufig zu vergleichen, wird vieles anders beurteilen und mit geöffneten Augen wiederkehren. Das Phänomen Gastfreundschaft war bisher die Schlüsselposition eines jeden Tages. Diese ist durchaus wörtlich zu nehmen. Man lud mich mehrfach privat ein, man teilte sein Essen, man half mir immer, man vertraute mir blind, man erwartete nie eine Gegenleistung, man nahm sich immer Zeit, ich bemerkte niemals Neid (bspw. beim Betrachten meiner Hightech-Ausrüstung), es kamen keine dummen Sprüche. Bei 35 Grad bot man mir vor einem Supermarkt  (es war ein Radler-Ehepaar) an, Folge zu leisten um im Privathaus Dusche und Swimmingpool nutzen zu können. Die Liste der kleinen und großen Wunder ließe sich um nahezu jeden neuen Tag erweitern. Ich habe sehr viel gelernt und nehme vieles davon von für mein weiteres Leben mit. Man wird dankbar und demütig und begreift nicht, auf welchem hohen Ross wir in Deutschland reiten. Wer weniger hat, gibt meistens alles. Wer viel besitzt wird nach noch mehr Besitztum streben. Aber sind die Entspannten, die in sich Ruhenden nicht die Reicheren auf unserem Planeten.

Die Reise ist bis jetzt (auch wenn ich übermorgen scheitern sollte) schon unübertroffen. Es ist der Trip meines Lebens, egal aus welchem Blickwinkel betrachtet.

Mein vorläufiges Fazit:

Die Menschen Europas sind gut, wir möchten alle in Frieden, Freiheit (auch Reisefreiheit), Wohlstand und der Möglichkeit zu kommunizieren miteinander leben.

Darin unterscheiden wir uns allesamt kaum. Das von vielen Medien gezeichnete Bild des Terrors und Schreckens halte ich für überzogen und nicht repräsentativ.

In diesem Sinne bis bald … mit neuen Abenteuern aus Mittel- und Nordeuropa, dem Land der ewigen Weite

Eurer / Ihr Radlograf, alias Andreas Schäfers

17. Juli 2019

Auf 2Rädern durch Europa

Eine Radtour durch den kompletten europäischen Erdteil | Gibraltar – Nordkapp
01. Mai – 30. September 2019

„Auf den Spuren der Weißstörche“

Eine Reise über mindestens 8000 km durch 10 – 14 Länder, ein Erlebnis mit unterschiedlichsten Sprachen, verschiedensten Menschen und unglaublich  viel Sehenswertem. Eine literarische und fotografische Hommage an die Reize und Kostbarkeiten eines Europas, dass der gewöhnliche Tourist in dieser Form wahrscheinlich niemals so erleben dürfte. Ein Abenteuerbericht eines begeisterten Radfahrers, der sich diesen vielversprechenden Lebenstraum erfüllt.

Eine Geschichte, nicht über die Idee an sich, sondern auch über mein Leben, und die Kunst dem Ablauf der „inneren Sanduhr“ entgegen zu kommen.

Vielleicht ein Anstoß für Nachahmer es mir gleichzutun … oder nur Eintauchen in eine andere, aber faszinierende, unglaublich schöne und interessante Welt!

Die Planung dieser Tour sucht ihre Entstehung im Grunde genommen wenige Tage nach dem Ender meiner letzten Tour „Auf der Spur der Tour 2017“ – im Alleingang von Düsseldorf (Grand Depart der Tour d. France) nach Mallorca. Eigentlich war ich der Annahme, dass meine beiden vergangenen längeren Radtouren keine mehr folgen würde und ich meinen „Bedarf“ nach Langstreckenfahrten gedeckt hätte und meine Neu“Gier“ gestillt sei. Dies erwies sich als Trugschluss und somit wurde ich mit Beginn des meteorologisch wundervollen Sommers 2018 immer trauriger, dass es in jenem Jahr finanziell und zeitlich nicht funktionieren würde.

Hinzu kamen noch gewaltige berufliche Brüche, die lediglich eine Planung, aber keinesfalls einen Aufbruch zuließen. Formtechnisch wäre 2018 ideal gewesen, denn fitter als im vergangenen Sommer war ich sportlich gesehen bisher noch nie.

Die Vorbereitung eines solchen Projekts gestaltet sich aufwändiger und komplexer als die spätere Praxis auf dem Rad. Aber das ist nur meine subjektive Betrachtungsweise. Es ist gut zu wissen, dass einem einige Monate für das Austüfteln und Organisieren eine Radtour dieser Dimension (zeitlich, finanziell und streckentechnisch) zur Verfügung stehen.

Mir ist sonnenklar, dass ich ohne die Hilfe Dritter niemals starten werde. Also gilt es im Vorfeld, keine allzu großen Fehler zu machen und alle Hebel dahingehend in Bewegung zu setzen, dass ich das Gesamtprojekt finanziell realisieren kann.

Man streckt seine Fühler in die unterschiedlichsten Himmelsrichtungen aus. Ein Pauschal-Tourist macht sich zweifelsohne kaum Gedanken, welche Eventualitäten und Gefahren, Verzögerungen, Planungs-Spagate oder plump gesagt bürokratische Hürden den weiten Weg eines Zweirad-Enthusiasten in der Planungsphase begleiten werden.

Sei es lediglich die Wahl der Fahrtrichtung (sie entscheidet über Gegenwind oder Rückenwind), oder den Zeitpunkt des Aufbruchs. Radelt man in Nord-Süd- oder Süd-Nord-Richtung! Wir leben in der sogenannten „Westwind-Zone“.

Wenn ein Zeitraum von 4-5 Monaten avisiert wird, müssen das rauhe Klima des hohen Nordens, die mögliche Insektenschlacht des skandinavischen Sommers oder der Kontakt mit freilebenden Braunbären in Schweden (Achtung ! Fleischvorräte im Zelt) bedacht werden. Ab wann sind das Nordkapp und sie subpolaren Regionen weitestgehend schneefrei ? Nicht zu vergessen sind diverse Gebirgszüge (je nach Routenverlauf) oder auch die große Sommerhitze Südfrankreichs.

Desweiteren lauern für das Gesamtprojekt weitere bedrohliche Gefahren im Norden Europas. Alle skandinavischen Länder (und ich werde zwangsläufig viel Zeit auf deren Territorien verbringen) sind extrem hochpreisig, ganz im Gegenteil zu den osteuropäischen Staaten. Wie sieht es abseits der globalisierten und technisierten Pfade sprachlich und netztechnisch (Internet/W-Lan) aus? Solange man die Schriftsprache noch lesen kann, wird man sich durchschlagen können, aber wie sieht es aus, wenn man weder mit englisch, deutsch und französisch kommunizieren kann. Heutzutage gibt es bereits gute Übersetzungs-Apps, aber ob sie dann im Ernstfall ohne Dolmetscher helfen, wird sich zeigen.

Wie sind die medizinischen Versorgungen und wie schnell könnte man abbrechen und nach Deutschland zurückkehren? Fährt man alleine oder mit Partner/Partnerin oder im Verbund mehrerer Radler?

Fragen über Fragen. Sicherlich dürfte jeder Charakter und jede Persönlichkeit andere vorrangig zu klärende Aufgabenstellungen auf seiner Agenda haben.

Für mich ist die sportliche Vorbereitung zwar wichtig, aber nicht in dem Maße erforderlich, wie die organisatorische Seite. Da ich mich immer im Training befinde und man während einer solchen Tour ohnehin von Tag zu Tag stärker wird, sehe ich dem Bewegungsteil gelassen entgegen.

Die beiden schwierigsten Hürden sind die Finanzierung des Tripps und die lange Dauer. Zunächst einmal gilt es ganz, die Sensibilisierung der Sponsoren zu erreichen. Mittlerweile cruisen weltweit etwa 59 (2017) deutsche Langstreckenradler (= diejenigen, die Spuren im Internet hinterlassen haben) um den Globus.

Ein gewisser Heinz Helfgen (auch aus Düsseldorf) war in den Jahren 1951 – 1953 zur Zeit des Wirtschaftswunders mit seinen beiden Bänden „Ich radle um die Welt“ der Protagonist sportlichen, journalistischen und reisetechnischen Könnens. Nie zuvor sorgte ein Radfahrer für ein derartiges Aufsehen. Damals waren die Menschen froh, wenn es aufwärts und vorwärts ging und jemand mit einer derartigen Geschichte wuchern konnte. Medial war damals eine andere Epoche, und die Leser erhielten die neusten Berichte zwar immer zeitversetzt – und nicht wie im heutigen Zeitalter sekündlich – aber es war beileibe nicht minder spannend.

Die beiden Bücher bestärkten mich umso mehr, das Gerüst meine eigenen Europa-Tour noch akribischer zu schmieden.

Leider wird es keinen zweiten Heinz Helfgen geben, aber jede Reise hat ihren eigenen Reiz und Charme. Jede Tour ist anders, jeder Autor besitzt seinen eigenen Stil, und jede neue Reise ist für sich betrachtet einzigartig. Dank bahnbrechender Entwicklungen in den Bereichen Fotografie und Film stehen mir schlagkräftige Möglichkeiten zur Verfügung, andere Interessenten visuell weitaus umfassender an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen, als es in der Vergangenheit möglich war. Dieser Vorteil kann auch zum Nachteil gereifen, denn ihn nutzen ganze Armaden von Usern (im Internet).

Zunächst einmal plane ich die Tour für mich alleine. Windtechnisch und mental wäre ein Fahrt mit Partner/Partnerin oder mehreren in jedem Fall angenehmer, aber die Homogenität des Leistungsvermögens, die Gesundheit, die Geschmäcker und Vorlieben können eine Hürde (gerade auf langen Strecken) sein. In jedem Fall werde ich mich für diese Aktion nach temporären Partnern (w/m) umhören. Es wäre eine willkommene Bereicherung und perfekte Auflockerung, wenn mich ein bekanntes Gesicht auf einem Teilstück der Route begleiten würde. Selbstverständlich gilt diese Einladung auch für fremde Leser.

Meine Route wird mich voraussichtlich über Portugal, Spanien, Andorra, Frankreich, die Schweiz, Deutschland, Polen, Litauen, Lettland, Estland, Finnland, Schweden nach Norwegen führen. Der genaue Routenverlauf unterliegt allerdings einem gewaltigen Änderungspotential, das jederzeit durch unvorhersehbare Einflüsse (Wind, Physis) beeinflusst werden kann. Die Ankunft am Nordkapp ist nach etwa 4 bis 5 Monaten vorgesehen und meine Hoffnung basiert darauf, noch vor den ersten Schneefällen dort anzukommen.

Es steht also jedem Leser frei, mich diesbezüglich zu kontaktieren.

„Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will.“
(Jean-Jacques Rousseau)

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